Gemischte Migration

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Gemischte Migration1
ist ein verhältnismäßig neues Konzept. Der Begriff wird im letzten Jahrzehnt immer häufiger verwendet. Ziel des Gebrauchs ist es, das Wechselspiel verschiedener Gründe zum Ausdruck zu bringen, die Menschen unabhängig ihrer gesellschaftlichen Stellung zur Migration bewegen. Das Überschreiten nationaler Grenzen wird häufig als Zwangs- oder unfreiwillige bzw. freiwillige Migration beschrieben. In der Realität ist Migration jedoch ein Vorgang, der weitaus komplexer und vielschichtiger ist. Der Ansatz der gemischten Migration kann dabei helfen, den Schutzraum für Menschen zu vergrößern, sofern diese keinen Flüchtlingsstatus erlangen können oder ihr Land aus Gründen verlassen, die nicht in der Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 oder im regionalen Flüchtlingsrecht festgehalten sind, sich aber dennoch gezwungen sehen, ihr Land aus verschiedenen, zusammenhängenden Faktoren (z.B. wirtschaftlicher, politischer, sozialer, religiöser oder ethnischer Natur) zu verlassen. Wie auch Geflüchtete sind diese Menschen jedoch bestimmten Gefahren ausgesetzt; sie haben ähnliche Bedürfnisse auf ihrer Reise und wählen oft die gleichen Routen. Es kann jedoch sein, dass diese Menschen nicht von dem gesetzlichen Schutz und der nötigen Unterstützung profitieren und ihre Rechte nicht geschützt werden, da der völkerrechtliche Rahmen aktuell nur zwei Konzepte vorsieht: Migrant/in und Geflüchtete/r.

Die Displacement Tracking Matrix (DTM) zu Wanderungsbewegungen und das Mixed Migration Centre (MMC), welches die Mixed Migration Monitoring Mechanism Initiative (4Mi) verwaltet, liefern zeitnahe und regelmäßig erhobene Daten zu gemischter Migration, zu den Profilen von Migranten sowie zu ihren Erfahrungen und Bedürfnissen. In herkömmlichen Migrationsdatenquellen werden Migranten mit ungeregeltem Aufenthaltsstatus kaum berücksichtigt. Im Rahmen politischen Handelns, das auch gemischte Migration berücksichtigt, werden Menschen unabhängig von ihrem gesetzlichen Status erfasst. So können auch Entwicklungen im Bereich der ungeregelten Migration verfolgt werden (IOM, 2020). In den vergangenen Jahren haben solche Instrumente der Datenerhebung dazu beigetragen, dass mehr Informationen zur Mobilität öffentlich verfügbar sind, insbesondere in Ländern, in denen es bis dato kein oder ein nur geringes Verständnis zu diesem Thema gab. Zum Beispiel haben Nutzer im Bereich Displacement auf der DTM-Website der IOM Zugang zu Kartenmaterial rund um das Thema Vertreibung; hier erhalten sie Zahlen zur gemischten Migration weltweit. Zudem haben Nutzer im Bereich 4Mi interactive auf der MMC-Website Zugang zu verschiedenen Indikatoren, welche die Erfahrungen im Rahmen der Migration anhand interaktiver Darstellungen veranschaulichen.

Aktuell gibt es nur wenig quantitatives Datenmaterial zur gemischten Migration, da diese Bewegungen oft versteckt, grenzüberschreitend und mobil erfolgen. Darum ist es besonders komplex, genaue Daten zu erheben. Auch unterschiedliche Definitionen des Begriffs „gemischte Migration“ erschweren die Erhebung sowie die Vergleichbarkeit von Daten. 

  • 1Der Begriff „gemischte Migration“ wird anstelle des Begriffs „gemischte Wanderungen“ als Titel dieser Themenseite verwendet. Es handelt sich um einen allgemein anerkannten, umfassenderen Begriff. Unterschiede in der Bedeutung dieser beiden Begriffe werden im Abschnitt „Definitionen“ näher erläutert.
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