Umweltmigration
Die Quantifizierung von Umweltmigration ist angesichts der Vielzahl von Faktoren, die eine solche Bewegung auslösen, der damit verbundenen methodischen Herausforderungen und mangelnder Datenerfassungsstandards äußerst schwierig. Es gibt einige quantitative Daten über Bevölkerungsbewegungen innerhalb eines Landes – und in geringerem Maße auch grenzüberschreitend – aufgrund von Naturgefahren. Bei der Migration aufgrund von langsam einsetzenden Umweltprozessen wie Dürre oder Anstieg des Meeresspiegels sind die meisten vorhandenen Daten jedoch qualitativ und basieren auf Fallstudien, für die es nur wenige vergleichende Studien gibt. Während die Datenlücken bestehen bleiben, werden die Forschungsmethoden ständig verbessert.
Definition
Drei Schlüsselbegriffe sind im Zusammenhang mit Migration sowie Umwelt- und Klimaveränderungen wichtig:
- Umweltmigrantinnen und -migranten werden als „Personen oder Personengruppen, die überwiegend aufgrund plötzlicher oder fortschreitender Umweltveränderungen, die ihr Leben oder ihre Lebensbedingungen beeinträchtigen, gezwungen sind oder sich dafür entscheiden, ihre Heimat zu verlassen, sei es vorübergehend oder dauerhaft, und die innerhalb ihres Landes oder ins Ausland umsiedeln“ definiert. (IOM, 2011: 33 in IOM, 2014:13).
- Umweltvertriebene sind „Personen, die innerhalb ihres Heimatlandes vertrieben werden oder eine internationale Grenze überschreiten und deren Vertreibung vornehmlich, wenn auch nicht ausschließlich, aufgrund von Umweltschädigung, -verschlechterung oder -zerstörung erfolgt“ (IOM, 2011:34 in IOM, 2014:13). Unter dem Begriff katastrophenbedingte Vertreibung versteht man „Situationen, in denen Menschen gezwungen sind, ihre Heimat oder ihren gewöhnlichen Aufenthaltsort zu verlassen, insbesondere infolge oder zur Vermeidung der Auswirkungen von Katastrophen, die durch Naturgefahren ausgelöst werden. Eine derartige Vertreibung kann in Form einer freiwilligen Flucht oder einer von den Behörden angeordneten oder vollzogenen Evakuierung erfolgen. Diese Vertreibung kann innerhalb eines Landes oder über internationale Grenzen hinweg erfolgen. “ (Nansen Protection Agenda, 2015)
- Der Begriff geplante Umsiedlung (Relocation) bezieht sich auf Personen, deren Lebensgrundlage an einem anderen Ort wiederhergestellt wurde (IOM, 2014a). Andere haben die geplante Umsiedlung so definiert, dass sie sich ausschließlich auf die kollektive Bewegung einer Gemeinschaft bezieht, nämlich als „permanente (oder langfristige) Bewegung einer Gemeinschaft (oder eines wesentlichen Teils davon) von einem Ort zum anderen, bei der wichtige Merkmale der ursprünglichen Gemeinschaft, einschließlich ihrer sozialen Strukturen, Rechts- und politischen Systeme, kulturellen Merkmale und Weltanschauungen, erhalten bleiben: Die Gemeinschaft bleibt am Zielort in einer sozialen Form zusammen, die der Ursprungsgemeinschaft ähnlich ist“ (Campbell, 2010:58-59).
Obwohl der Begriff „Klimaflüchtlinge“ im Zusammenhang mit der Zwangsmigration aufgrund von Klima- und Umweltveränderungen häufig verwendet wird, ist dies kein rechtsgültiger Begriff, da die Flüchtlingskonvention von 1951 Umweltfaktoren nicht als Kriterien zur Definition eines Flüchtlings anerkennt.
Aktuelle Trends
Ende 2019 gab es ungefähr 5,1 Millionen Binnenvertriebene in 95 Ländern und Gebieten aufgrund von Naturkatastrophen, die sich nicht nur 2019, sondern auch in vorhergehenden Jahren ereigneten (IDMC, 2020). Ende 2019 haben ungefähr 5,1 Millionen Menschen in 95 Ländern und Gebieten. Die Länder mit der höchsten Anzahl von Binnenvertriebenen waren Afghanistan (1,2 Millionen), Indien (590.000), Äthiopien (390,000), die Philippinen (364,000) und Sudan (272,000) (ebd.).
Im Jahr 2019 haben fast 2.000 Katastrophen 24,9 Millionen Menschen in 140 Ländern und Gebieten aufgrund von Katastrophen im eigenen Land vertrieben; das ist die höchste Anzahl seit 2020 und drei Mal so hoch wie die Anzahl der Vertriebenen aufgrund von Konflikten und Gewalt (ebd.). Die meisten Vertreibungen wurden vor allem durch Stürme und Monsunregen in Süd- und Ostasien und dem Pazifik verursacht; vier Länder waren von mehr als 17 Millionen neuen Vertreibungen aufgrund von Katastrophen betroffen: Indien (5 Millionen), die Philippinen (4,1 Millionen), Bangladesh (4,1 Millionen), und China (4 Millionen) (ebd.).
Obwohl der Großteil der Mobilität im Zusammenhang mit Umweltveränderungen und Klimawandel, einschließlich der Vertreibung nach Katastrophen, im Allgemeinen innerhalb der Landesgrenzen stattfindet, sind einige Menschen gezwungen, ins Ausland zu ziehen. Die globalen Daten über die grenzüberschreitende Bewegung im Zusammenhang mit Katastrophen sind jedoch begrenzt, da bisher nur wenige nennenswerte Fälle untersucht wurden (Nansen Initiative, 2015; Ionesco, Mokhnacheva und Gemenne, 2017). In einigen Fällen können offizielle Quellen zur Visumerteilung aus humanitären Gründen von Ländern wie den Vereinigten Staaten (USA), Brasilien und Argentinien für Haitianer verwendet werden.
Langsame Prozesse wie Dürren oder der Anstieg des Meeresspiegels wirken sich weltweit zunehmend auch auf die Mobilität der Menschen aus. Obwohl keine spezifischen Daten verfügbar sind, werden Fallstudien durch bestehende Untersuchungen unterlegt, wie beispielsweise: Foresight, 2011; Piguet und Laczko, 2014; Ionesco, Mokhnacheva und Gemenne, 2017.
Die Umsiedlung von Gemeinden im Zusammenhang mit Umweltveränderungen und Klimawandel wird auch zunehmend von den Regierungen durchgeführt (für eine Zusammenfassung der aktuellen Umsiedlungsprogramme siehe Ionesco, Mokhnacheva und Gemenne, 2016; Benton, 2017 und Georgetown University, UNHCR und IOM, 2017). So wurden beispielsweise Zehntausende von Menschen in Haiti (Pierre, 2015) und in Vietnam (UN Vietnam, 2014; Chun 2014; Entzinger und Scholten, 2015); Hunderttausende in Äthiopien (Foresight, 2011: 177); etwa eine Million auf den Philippinen (Ranque und Quetulio-Navarra, 2015; Thomas, 2015; Brookings und UNHCR, 2015: 3-4) und mehrere Millionen in China (Foresight, 2011: 177) umgesiedelt.
Datenquellen
Umfassende Datensätze über Umweltmigration oder Relocation gibt es auf globaler Ebene noch nicht, aber mehrere Initiativen haben begonnen, Informationen über mehrere Länder zu erheben. Die folgende Liste gibt einen Überblick über die vorhandenen Informationen, einschließlich weiterer qualitativer Untersuchungen.
Primärdatenerhebung:
Die nationalen Behörden erheben Informationen über Vertreibung und Evakuierung im Zusammenhang mit Katastrophen, insbesondere solcher, die plötzlich auftreten. Lokale Daten über katastrophenbedingte Vertreibung sind bei (internationalen und nationalen) humanitären Organisationen (NRO, UN-Organisationen) erhältlich, die Hilfsmaßnahmen durchführen und Daten erheben, um den Bedürfnissen der betroffenen Bevölkerung gerecht zu werden.
Administrative Datenquellen, wie die Anzahl der aus humanitären Gründen erteilten Visa (wie in den USA, Brasilien, Ecuador oder Mexiko) oder Aufenthaltsgenehmigungen (z. B. durch Argentinien) im Zusammenhang mit Katastrophen, können Informationen über grenzüberschreitende Vertreibungen und Bewegungen im Zusammenhang mit Umweltereignissen im Allgemeinen liefern.
Die Displacement Tracking Matrix der IOM (DTM) ist ein System zur Erfassung und Beobachtung von katastrophenbedingter Vertreibung und Bevölkerungsmobilität. Daten werden regelmäßig erfasst, verarbeitet und verbreitet, um ein besseres Verständnis für die Bewegungen und den sich entwickelnden Bedarf von umgesiedelten Bevölkerungsgruppen und Migrantinnen und Migranten zu vermitteln, sei es vor Ort oder unterwegs, vor, während oder nach einer Katastrophe. Die Daten werden im DTM Datenportal dargestellt.
Zu den innovativen Datenquellen gehören mobiltelefonbasierte Quellen wie Verbindungsdaten (Call Detail Records, CDR). Big Data, die von Mobilfunknutzern vor und nach Katastrophen wie dem Erdbeben 2010 in Haiti (Bengtsson et al., 2011) und einigen Taifunen auf den Philippinen und in Bangladesch (Lu et al., 2016) generiert werden, können Aufschluss darüber geben, wohin Vertriebene gezogen sind und helfen, schnelle und gezielte humanitäre Hilfe zu leisten oder interne Bewegungen zu verstehen (Laczko und Rango, 2014; GMG, 2017). Dies kann dazu dienen, ergänzende quantitative Daten über Bewegungen im kleinen Maßstab und über saisonale Muster im Zusammenhang mit der Anpassung an Umweltveränderungen und Katastrophen zu erheben, die anhand von traditionellen Haushaltserhebungen schwer zu erklären sind (Lu et al., 2016). Andere Projekte nutzen Big Data-Quellen, wie Satellitenbilder oder Social Media-Daten, um frühzeitig die Umweltstressoren zu identifizieren, die zu Vertreibung führen könnten (siehe zum Beispiel Isaacman et al., 2017).
Einige Forschungsprojekte verfügen über neue Daten über die Zusammenhänge zwischen Umwelt und menschlicher Mobilität und erheben diese, aber nur wenige verwenden einen vergleichenden Ansatz. Es gibt zwei bemerkenswerte Ausnahmen. Zum einen das Projekt Migration, Environment and Climate Change: Evidence for Policy (MECLEP), das von der IOM und sechs Forschungspartnern in den Jahren 2014-2017 durchgeführt und von der EU finanziert wurde und eine vergleichende quantitative und qualitative Studie in sechs Ländern (Dominikanische Republik, Haiti, Kenia, Papua Neuguinea, Mauritius und Vietnam) durchführte. Die für das Projekt entwickelte Methodik könnte leicht auf andere Länder übertragen werden.
Zum zweiten das Projekt Pacific Climate Change and Migration (PCCM) von ILO, UNESCAP und UNDP auf Tuvalu, Nauru und Kiribati. Das United Nations University Institute for Environment and Human Security (UNU-EHS) veröffentlichte Ergebnisse, die zeigen, wie sich die klimatischen Veränderungen auf diese pazifischen Inselstaaten auswirken.
Sekundäre Datenquellen und Untersuchungen:
Das Internal Displacement Monitoring Centre (IDMC) erhebt seit 2008 weltweit Daten über Binnenvertreibungen im Zusammenhang mit Katastrophen über seine internetbasierte Global Internal Displacement Database (GIDD) (Daten werden nach Ereignissen, nicht nach Ländern generiert). Die Schätzungen beruhen auf Informationen von nationalen Behörden, UN-Agenturen wie der IOM, der Internationalen Föderation der Rotkreuzgesellschaften (IFRC) und dem Büro der UN zur Koordinierung der humanitären Hilfe (OCHA), Nichtstaatlichen Organisationen und insbesondere Medienberichten. Die Zahlen werden im jährlichen Global Report on Displacement (GRID), der auch Binnenvertreibungen aufgrund von Konflikten und Gewalt umfasst. Das IDMC entwickelt derzeit Methoden zur Erfassung und Bewertung künftiger Katastrophenrisiken und beginnt mit der Erhebung von Daten über die grenzüberschreitende Vertreibung.
Im Projekt HELIX (High-End Climate Impacts and Extremes) wurden die Klimaauswirkungen und -anpassung in Bezug auf unterschiedliche Szenarien der globalen Erwärmung (2, 4 und 6 Grad Celsius) mithilfe prädiktiver Analytik untersucht. Die Migration wurde in die Folgestudien mit einbezogen. Im aktuellen Bericht Groundswell: Preparing for internal climate migration report (Rigaud et al., 2018) wurde ein Modell für die zukünftige Bevölkerungsverteilung im Jahr 2050 in drei Regionen (Subsahara-Afrika, Südasien und Lateinamerika) unter der Annahme entwickelt, dass keine Maßnahmen ergriffen werden.
Die Datenbank CLIMIG mit Studien zur Umweltmigration, sowohl qualitativer als auch quantitativer Art, wurde von der Universität Neuenburg (Schweiz) entwickelt.
Das Environmental Migration Portal der IOM, beinhaltet eine Forschungsdatenbank mit Suchfunktion, die zunächst auf der von der IOM in Zusammenarbeit mit der Universität Neuchatel herausgegebenen Studie People on the Move in a Changing Climate: A Bibliography basierte. Die Datenbank enthält auch die von der IOM veröffentlichten Länderprofile zu Migration und Umwelt.
Die thematische Arbeitsgruppe „Environmental change and migration“ der Global Knowledge Partnership on Migration and Development (KNOMAD) brachte eine kommentierte Bibliographie zur Umweltmigration heraus und entwickelte ein Toolkit zur geplanten Umsiedlung mit vielen Fallstudienbeispielen (Georgetown University, UNHCR und IOM, 2017).
Der erste „Atlas zur Umweltmigration“ wurde von der IOM und Sciences Po, Paris (veröffentlicht bei Routledge im Jahr 2017) herausgegeben. Die Publikation bündelt erstmals vorhandenes Wissen über die Zusammenhänge zwischen Migration und Umweltveränderungen, das in Form von umfassenden Karten, Diagrammen und Fallstudien präsentiert wird.
Das Hugo Observatorium an der Universität Lüttich (Belgien) konzentriert sich auf die Erforschung von Umweltveränderungen und Migration.
Back to topStärken und Schwächen der Daten
In den letzten zehn Jahren wurden bei den Methoden und der Datenerhebung wichtige Fortschritte erzielt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Fachbehörden arbeiten derzeit an verbesserten Methoden für länder- oder regionenübergreifende Vergleichsstudien, agentenbasierten Modellen und Simulatoren zur Vorhersage zukünftiger Trends, die mehrere Faktoren einbeziehen (wie z. B. dürrebedingte Vertreibungsmodelle, Ginnetti und Franck, 2014, oder das Global Displacement Risk Model des IDMC, das sich auf plötzlich auftretende Katastrophen auf der Grundlage von zerstörten Häusern konzentriert), sowie an der Identifizierung von Hotspots, die Umwelt- und Sozialdaten triangulieren. Alle können wesentlich dazu beitragen, aktuelle Erkenntnisse und zukünftige Prognosen von Umweltmigrationstrends zu verbessern, um fundiertere politische Entscheidungen und Maßnahmen zu treffen.
Innovative Datenquellen: Große Datenmengen (Big Data) können Möglichkeiten bieten, die weiter ausgebaut werden können, wenn man versucht, das Ausmaß der Bewegungen im Zusammenhang mit Katastrophen und Umweltzerstörung abzuschätzen. Diese neuen Methoden können Lücken in den Zeitreihendaten schließen, aufzeigen, woher die Menschen kommen und wohin sie ziehen, sowie die Aktualität dieser Informationen verbessern. In einigen Fällen könnten diese neuen Methoden genutzt werden, um lebensrettende Frühwarnungen zu geben. Gleichzeitig müssen Datenschutzbestimmungen und ethische Aspekte beachtet werden.
Dennoch gibt es weitere Schwierigkeiten.
- Es ist schwierig zu unterscheiden, wann die Umwelt der Hauptgrund für die Migration ist, und nicht andere Faktoren oder eine Kombination aus beiden: In den meisten Fällen sind Umweltfaktoren eng mit sozioökonomischen, politischen, demographischen, kulturellen und persönlichen Faktoren verknüpft, die eine Rolle bei der Förderung oder Verhinderung von Mobilität spielen (Laczko und Aghazarm, 2009; Foresight, 2011). Dadurch gestaltet sich die Datenerhebung schwierig, wenn sie über plötzlich auftretende Katastrophen, die zu Evakuierungen führen, hinausgeht. Informationen über Menschen, die sich aufgrund von allmählichen, sogenannten langsam einsetzenden Prozessen wie einem Anstieg des Meeresspiegels oder einer Versalzung bewegen, gibt es aus methodischen Gründen selten.
- Die umfassendsten verfügbaren Daten beziehen sich nur auf Personen, die im betrachteten Jahr neu vertrieben wurden: Dank der Arbeit des IDMC liegen für fast alle Länder Daten über Binnenvertreibungen aufgrund von Naturgefahren vor. Unterschiedliche Definitionen der Datenanbieter und fehlende Berichterstattung der Länder stellen jedoch nach wie vor ein Problem dar, so dass Medienberichte eine wichtige Quelle für die in den Schätzungen betrachteten Ereignisse sind. Die Datenaggregate des IDMC konzentrieren sich ausschließlich auf Personen, die im betreffenden Jahr neu vertrieben wurden. Diese Zahl spiegelt die Menschenströme innerhalb eines Jahres (oder den Bestand bis zum Ende des Jahres) wider und erfasst weder die Dauer der Vertreibung, die Rückkehr nach Hause oder die Vertreibung in andere Länder, noch die Menschen, die nicht in Lagern untergebracht sind, oder jene, die von einer längerfristigen Vertreibung, einer sogenannten langwierigen Situation, von Jahr zu Jahr betroffen sind. Die Datenerhebung über grenzüberschreitende Bewegungen nach Katastrophen hat gerade erst begonnen und beschränkt sich bislang auf lokalisierte Fallstudien (IDMC, 2018). Weitere Untersuchungen zur grenzüberschreitenden katastrophenbedingten Vertreibung im Rahmen der Arbeit der Arbeitsgruppe „Daten und Wissen“ der staatlich geführten Plattform zur katastrophenbedingten Vertreibung gefördert.
- Berichtslücken: Die Qualität und Verfügbarkeit von Daten zu Vertreibungen ist von Land zu Land und von Ereignis zu Ereignis unterschiedlich: Kleinere Ereignisse oder Katastrophen, die sich in abgelegenen Regionen und Randgebieten ereignen, werden nicht erfasst und wurden daher in den verfügbaren aggregierten Schätzungen nicht berücksichtigt (IDMC, 2017: 98; IDMC, 2018).
- Wenig Informationen über den Zusammenhang zwischen konflikt- und katastrophenbedingten Vertreibungen: In Fällen, in denen Konflikte mit Katastrophen verbunden sind, fehlen Informationen über Bewegungen, insbesondere über die Vertreibungshistorie, die Aufschluss für zukünftige Prognosen geben könnten (IDMC-Daten zum Beispiel sind erst seit 2008 verfügbar, beinhalten aber seit 2017 Zahlen zum Thema Dürre).
- Umfassende Datensätze über Umweltmigration oder geplante Umsiedlungen sind erforderlich: Die Daten über Umweltmigration und geplante Umsiedlungen haben sich in den letzten Jahren verbessert, da in den betroffenen Gebieten immer mehr Studien durchgeführt wurden. Die oben aufgeführten Forschungsdatenbanken sind wichtige Tools, die einen Überblick über die vorhandenen Informationen geben. Allerdings sind vergleichbare quantitative, längsschnittliche, aufgeschlüsselte und georeferenzierte Daten erforderlich, um zu beurteilen, wie verschiedene Formen der Mobilität eine nützliche Anpassungsstrategie sein können und welche potenziellen Risiken minimiert werden müssen. Die Mehrheit der bestehenden Erhebungen konzentriert sich hauptsächlich auf die Zusammenhänge zwischen Migration und Umwelt als wesentlichen Einflussfaktor und ist meist qualitativ. Es werden weitere Informationen über die Auswirkungen dieser Bewegungen auf die Anpassung an Umwelt- und Klimawandel benötigt.
- Wenige Daten über „festsitzende“ Bevölkerungsgruppen: Einige von Umweltschäden und Katastrophen betroffene Bevölkerungsgruppen können sich aufgrund fehlender finanzieller Ressourcen oder sozialer Netzwerke möglicherweise nicht bewegen. Es handelt sich dabei um sehr schutzbedürfige Bevölkerungsgruppen, Daten, die Aufschluss über geeignete Maßnahmen und Schutz geben, sind selten.
- Bessere prädiktive Analysen sind erforderlich: Wenn es darum geht, zukünftige Trends vorherzusagen, stellt die Trennung zwischen Umwelt- und Sozialwissenschaften eine zusätzliche Herausforderung dar, und zwar in einem Kontext, in dem die Umweltmigrationsforschung in hohem Maße von multidisziplinärer Forschung und einer besseren Integration von Klima- und Bevölkerungsdaten profitieren würde.
Literaturhinweise
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