Die G20 und Migration
Die Gruppe der Zwanzig (G20) spielt nicht nur bei der internationalen Wirtschaftspolitik, sondern auch bei der globalen Migrationspolitik eine Schlüsselrolle. Der Umgang der G20-Staaten mit den Herausforderungen und dem Potenzial der Migration wirkt sich direkt auf Migrantinnen und Migranten, Herkunfts-, Transit- und Zielländer sowie auf die Weltwirtschaft aus.
Daten zu den G20-Staaten zeigen, inwiefern Migration demografische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Auswirkungen hat. Aufgrund eines begrenzten Datenmaterials können Entscheidungsträger das wirtschaftliche Potenzial der Migration jedoch nicht voll ausschöpfen und sind nicht in der Lage, politische Strategien mit dem Ziel einer sicheren, geordneten und regulären Migration zu verfolgen. Vor dem Hintergrund der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und dem Globalen Pakt für eine sichere, geordnete und reguläre Migration sollten die G20 ein Interesse an einem umfassenderen Datenmaterial haben, welches internationale Vergleiche zulässt.
Angesichts der weltweiten Ausbreitung der COVID-19-Pandemie ist es zudem entscheidend, dass die G20-Staaten ihre Vorbildfunktion wahrnehmen und und eine wirksame, nicht diskriminierende Zuwanderungspolitik gegenüber Migrantinnen und Migranten, Geflüchteten und Asylsuchenden verfolgen. So haben die G20-Staaten Lösungen für jene Migrantengruppen gefunden, die am stärksten von der Pandemie betroffen sind, zum Beispiel durch i) die Verlängerung von Arbeits- und Aufenthaltsbewilligungen; ii) die politische Berücksichtigung von ausländischen Arbeits- und Fachkräften; iii) politische Lösungen für prekäre Lebensverhältnisse, insbesondere den Zugang zu medizinischer Versorgung bei einer COVID-19-Erkrankung; iv) und die Gewährleistung von Rückkehrmigration.
Definition
Die Gruppe der Zwanzig (G20) umfasst die 20 führenden Industrienationen und Schwellenmärkte der Welt. Wie aus der obigen Infografik hervorgeht, gehören zu der Gruppe der Zwanzig die Europäische Union (EU) sowie 19 Mitgliedsstaaten.
Die G20-Staaten machen gemeinsam 85 Prozent der Weltwirtschaftsleistung, 75 Prozent des Welthandels, 80 Prozent globaler Investitionen und 66 Prozent der Weltbevölkerung aus (IMF, 2018).
Aktuelle Daten zur Migration zeigen, dass Migrationsströme in die G20-Staaten im Jahr 2019 insgesamt zugenommen haben; in diesem Jahr wurden mehr als 11,5 Millionen neue Migrantinnen und Migranten mit befristetem oder dauerhaften Aufenthaltsstatus verzeichnet. (OECD, 2020a). Trotz starker Schwankungen zwischen den G20-Staaten haben sich die Arbeitsmarktergebnisse von Einwanderinnen und Einwanderern im Jahr 2019 insgesamt weiterhin verbessert. Dabei schneiden bestimmte Einwanderergruppen besser als andere ab, zum Beispiel bei der Einwanderung innerhalb der EU sowie der Einwanderung nordamerikanischer Personen in die Vereinigten Staaten und nach Kanada. Jedoch wiesen Einwanderinnen und Einwanderer aus Nordafrika und dem Nahen Osten die niedrigste Beschäftigungsquote in Europa (51 Prozent im Jahr 2019) auf (OECD, 2020b).
Ferner gehören die drei G20-Staaten Indien, China und Mexiko zu den fünf Empfängerländer mit den meisten grenzüberschreitenden Geldtransfers (Weltbank, 2020a). Die beiden G20-Staaten USA und Mexiko weisen den weltweit größten bilateralen Migrationskorridor auf.
Während die Staats- und Regierungschefs der G20-Länder die Problematik der Migration seit dem G20-Gipfel 2004 in Berlin ansprechen, wird Migration erst seit 2015 regelmäßig und ausdrücklich in den Abschlusserklärungen und Aktionsplänen der Gruppe genannt. Im Zusammenhang mit Migration lag der Fokus der G20 ursprünglich auf spezifischen Bereichen wie grenzüberschreitende Geldtransfers oder Arbeitsmigration. Mittlerweile hat sich das Themenspektrum geweitet und die Gruppe befasst sich unter anderem mit Fragen wie Migrationsregierungsführung.
Der Nutzen von Migrationsdaten wird selten und erst in den letzten Jahren erwähnt; häufig wird dieser nur wenig konkretisiert. 2017 verwiesen die Staats- und Regierungschefs auf die Bedeutung von Migrationsdaten bei der Beobachtung von Vertreibung und Migration und baten die OECD, in Zusammenarbeit mit der ILO, der IOM und dem UNHCR jährlich über Entwicklungen und politische Herausforderungen im Bereich Migration zu unterrichten (G20-Abschlusserklärung, 2017). 2018 legte die OECD einen solchen Bericht vor, in dem unter anderem auf die Notwendigkeit eines besseren, aktuelleren und international vergleichbaren Datenmaterials verwiesen wird. Im Rahmen der G20-Gipfel 2018 und 2019 verpflichteten sich die Staats- und Regierungschefs, den Dialog zu den in dem OECD-Bericht aufgeworfenen Problemen (insbesondere Vertreibung und humanitäre Bedürfnisse) fortzusetzen. Die Notwendigkeit von Migrationsdaten wurde allerdings nicht erwähnt (G20-Abschlusserklärung, 2018; G20-Abschlusserklärung, 2019).
Die G20-Staaten haben verschiedene politische Instrumente und Vorgehensweisen empfohlen, um das wirtschaftliche Potenzial der Migration auszuschöpfen, zum Beispiel durch die Anerkennung regulärer Migration und Flucht. Allerdings haben sie derartige Instrumente und Vorgehensweisen noch nicht im Zusammenhang mit Migrationsdaten empfohlen.
Wesentliche Trends
Nettomigration
Die Bevölkerung der G20-Staaten wurde im Jahr 2019 auf 4,6 Milliarden geschätzt, was fast 60 Prozent der Weltbevölkerung ausmacht (UN DESA, 2019a). Im Zeitraum von 2015 bis 2020 verzeichneten die Vereinigten Staaten (4,7 Millionen), Venezuela (3,2 Millionen) und Deutschland (2,7 Millionen die höchste Nettomigration) (UN DESA, 2019b).
Migrationsbestände
Während die Zahl internationaler Migrantinnen und Migranten im Rest der Welt um 45 Prozent zunahm, stieg diese Zahl in den G20-Staaten um 86 Prozent bzw. 77 Millionen im Zeitraum von 1990 bis 2017 (OECD, vgl. UN-DESA- und OECD-Daten, 2018).
2019 gab es weltweit geschätzt 271 Millionen internationale Migrantinnen und Migranten, zwei Drittel davon lebten in den G20-Staaten (UN DESA, 2019c). Knapp die Hälfte der Migrantinnen und Migranten in den G20-Staaten (88,5 Millionen) entfiel auf vier Länder: die Vereinigten Staaten, Saudiarabien, Deutschland und die Russische Föderation (ebenda). Der Anteil der Migrantinnen und Migranten an der Landesbevölkerung schwankt unter den G20-Mitgliedern: Dieser betrug jeweils 0,1 Prozent und 0,4 Prozent in China und Indien. Die Europäische Union und die Vereinigten Staaten wiesen einen Anteil von 11 Prozent bzw. 15,4 Prozent auf (ebenda).
Migrationsströme (Einwanderung)
Die aktuellsten Daten aus dem Jahr 2019 deuten auf einen erheblichen Anstieg der Einwanderung in G20-Staaten. Die Gruppe der Zwanzig verzeichnete mehr als 11,5 Millionen neue Einwanderinnen und Einwanderer mit befristetem oder dauerhaften Aufenthaltsstatus, was einer Zunahme um 10 Prozent im Vorjahresvergleich entspricht (OECD nach SICREMI-, ADBI- und ILO-Daten, 2020a). 2019 haben die Vereinigten Staaten und Saudiarabien jeweils rund zwei Millionen neue Migrantinnen und Migranten aufgenommen und sind damit die beiden wichtigsten Zielländer unter den G20-Mitgliedern. In Ländern wie Brasilien (+50 Prozent), der Russischen Föderation (+33 Prozent) und der Türkei (+23 Prozent) stiegen die Migrationsströme ebenfalls stark an (ebenda).
Aufgrund gestiegener Migrationsströme nach Spanien (+18 Prozent) und in das Vereinigte Königreich (+14 Prozent) erreichte die Gesamtmigration in die EU im Jahr 2019 (ohne Migrationsströme innerhalb der EU) mit 3,4 Millionen (+9 Prozent) einen neuen Rekordwert (ebenda). Anders als in anderen EU-Staaten sank die ständige und zeitlich befristete Migration nach Deutschland 2019 das zweite Jahr in Folge (-3 Prozent) und lag bei 1,3 Millionen (ebenda).
Angesichts der Reisebeschränkungen und der vorübergehend geschlossenen Grenzen im Zeitraum von März bis Juni 2020 ist im ersten Halbjahr 2020 ein drastischer Rückgang der Migrationsströme in die G20-Länder festzustellen (ebenda). Infolgedessen sank die Zahl neuer Aufenthaltsbewilligungen in den G20-Ländern, die ebenfalls OECD-Mitglieder sind, auf 45 Prozent und in Japan, der Republik Korea, den Vereinigten Staaten und Australien um über 50 Prozent (ebenda).
Grenzüberschreitende Geldtransfers
Während der ersten Monate der COVID-19-Pandemie prognostizierte die Weltbank einen Rückggang von grenzüberschreitenden Geldtransfers in Länder mit niedrigem oder mittlerem Einkommensniveau (LMIC-Kategorie) um etwa 20 Prozent. Dies sei auf die beispiellose Unterbrechung wirtschaftlicher Aktivitäten und weltweiter Mobilität zurückzuführen (Weltbank, 2020b). Nach sechs Monaten zeigte sich jedoch, dass sich die Pandemie unterschiedlich auf grenzüberschreitende Geldtransfers in bestimmte Länder und Regionen auswirkt (ebenda).
Trotz des Rückgangs dieser Geldbewegungen in einige Länder leisteten Migrantinnen und Migranten weiterhin oder sogar in höherem Umfang Rücküberweisungen in bestimmte Staaten an ihre Familien (ebenda). Beispielweise stiegen grenzüberschreitende Geldtransfers nach Mexiko im März 2020 (Beginn der Pandemie) im Vergleich zum Vormonat um 1,5 Prozent an (ebenda).
Flüchtlinge und Asylsuchende
Mitte 2020 lebten insgesamt 7,6 Millionen der weltweit 26,3 Millionen Flüchtlinge in G20-Staaten (OECD, vgl. UNHCR, 2020a). Das entspricht circa 37 Prozent aller Flüchtlinge, die unter das Mandat des UNHCR fallen; die Hälfte dieser Personen befand sich in der Türkei (ebenda). Die Türkei beherbergte weiterhin weltweit am meisten schutzbedürftige Personen. Insgesamt 3,9 Millionen Flüchtlinge und Asylsuchende, darunter 3,5 Millionen syrische Flüchtlinge, suchten in dem Land Schutz (ebenda). Betrachtet man die Zahl der Flüchtlinge und Asyslsuchenden im Verhältnis zu der Zahl der Staatsangehörigen, so liegt die Türkei unter den G20-Ländern an erster Stelle – 1 von 23 Personen ist in dem Land ein Flüchtling. Auch in Schweden ist der Anteil der Flüchtlinge an der eigenen Bevölkerung verhältnismäßig hoch (1 zu 40), gefolgt von Malta (1 zu 40), Österreich (1 zu 65) und Deutschland (1 zu 75) (ebenda).
Im ersten Halbjahr 2020 wurden weltweit schätzungsweise 586.100 neue Asylanträge gestellt, was einem Rückgang von 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht (OECD, vgl. UNHCR-Daten 2020a). Die Vereinigten Staaten verzeichneten in der ersten Jahreshälfte 2020 die meisten neuen Asylanträge (155.100), was einen Rückgang von 51,5 Prozent im Vorjahresvergleich darstellt (UNHCR, 2019). Asylsuchende aus dem Norden Zentralamerikas stellten fast die Hälfte aller Anträge in den Vereinigten Staaten (OECD, vgl. UNHCR-Daten, 2020a). 2019 wurden in Deutschland 142.500 Asylanträge von Einzelpersonen gestellt, womit das Land weltweit an dritter Stelle lag. In der ersten Jahreshälfte 2020 sank diese Zahl (49.000 Anträge) um 34,5 Prozent (ebenda).
Arbeitsmarkt
Arbeitsmigrantinnen und -migranten gehören zu den besonders schwachen Arbeitnehmenden, welche die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie stärker als die einheimische Bevölkerung spüren (OECD, vgl. ILO-Daten, 2020b). Auch wenn es noch zu früh ist, um die Auswirkungen der Pandemie auf den Arbeitsmarkt vollständig beurteilen zu können, war sowohl bei der einheimischen Arbeitnehmerschaft als auch unter Wanderarbeiterinnen und -arbeitern in den meisten OECD-Mitgliedsstaaten ein Anstieg der Arbeitslosenquote festzustellen, jedoch stieg diese Quote bei der nicht einheimischen Bevölkerung deutlich rasanter an (ebenda). Der stärkste Anstieg der Arbeitslosigkeit unter Einwanderinnen und Einwandern war in Kanada, Spanien und in den Vereinigten Staaten zu beobachten (ebenda). So stieg in Spanien beispielsweise die Arbeitslosigkeit in dieser Bevölkerungsgruppe um 9 Prozentpunkte, während sie in der einheimischen Bevölkerung um 3 Prozentpunkte sank (ebenda).
Internationale Studierende
2018 waren 3,9 Millionen international mobile Studierende an Hochschuleinrichtungen in den G20-Staaten eingeschrieben (OECD, 2020a). 44 Prozent der Studierenden waren an Einrichtungen in der Europäischen Union und 25 Prozent an Einrichtungen in den Vereinigten Staaten eingeschrieben. 62 Prozent aller internationalen Studierenden verteilten sich auf die fünf beliebtesten G20-Zielländer (ebenda). Die wichtigsten europäischen Zielländer sind das Vereinigte Königreich (452.000 Personen), Frankreich (230.000 Personen) und Deutschland (312.000 Personen). Weitere wichtige Zielländer für internationale Studierende sind Australien (445.000 Personen), Kanada (225.000 Personen), die Russische Föderation (262.000 Personen) sowie Japan (183.000 Personen) (ebenda).
Aufgrund der COVID-19-Pandemie und der daraus entstandenen Gesundheitskrise stellte das Jahr 2020 im Hinblick auf die Einschreibung an Hochschulinstitutionen im Ausland und das Reisen zu Studienbeginn internationale Studierende vor große Herausforderungen (OECD, vgl. SICREMI-, ADBI- und ILO-Daten, 2020a). Obwohl internationale Studierende in der Regel aufgrund bestehender bi- bzw. multilateraler Abkommen von Reiseverboten ausgenommen sind, mussten viele Universitäten den Beginn des Semesters verschieben oder den Lehrbetrieb für eine bestimmte Zeit einstellen, um infolge neuer Vorschriften Anpassungen an diesem vorzunehmen.
Nachdem die Zahl der internationalen Studierenden in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen hat, ist zu erwarten, dass ihre Zahl in den G20-Staaten im Studienjahr 2020/21 abnimmt (ebenda). Um die negativen Folgen von Reiseeinschränkungen und Hochschulschließungen abzufedern, haben verschiedene G20-Staaten Ausnahmeregelungen für bestimmte Länder beschlossen, deren Ziel darin besteht, dem Entzug von Visa oder Aufenthaltsbewilligungen entgegenzuwirken und den Studierenden zusätzliche Zeit für den Abschluss ihres Studiums zu gewähren (ebenda).
Datenquellen
Es gibt keine Datensätze, die sämtliche Aspekte der Migration in jedem der G20-Staaten beleuchten. Stattdessen gibt es verschiedene Datensätze, die sich mit einzelnen Aspekten der Migration befassen. Das Datenmaterial deckt entweder einzelne oder die meisten und in einigen wenigen Fällen alle G20-Staaten ab:
1. Internationale Migrationsbestände und -ströme sowie Nettomigration: UN DESA, OECD und Eurostat
Die Einheit Bevölkerungsfragen der Abteilung für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten der Vereinten Nationen (UN DESA) trägt im Rahmen der UN Global Migration Database (UNGMD) Daten zu der Anzahl der Einwanderer weltweit zusammen. Die Datenbank umfasst Informationen zu Migrationsbeständen auf globaler, nationaler und regionaler Ebene. Sie deckt mehr als 200 Staaten und Regionen, darunter alle G20-Mitglieder, ab.
Im Rahmen ihrer Prognosen zur Weltbevölkerung im Jahr 2019 verfügt die UN DESA über Datensätze zu zwei Migrationsindikatoren, und zwar zu der Nettomigration und der Netto-Zuwanderungsrate. Das Datenmaterial enthält Angaben zu 233 Staaten, darunter sämtliche G20-Mitglieder. Im Zeitraum von 1950 bis 2015 wurden alle zwei Jahre Daten erfasst.
Die International Migration Database der OECD enthält Daten zu der Anzahl der Einwanderer sowie den Zuzügen in die 34 OECD-Mitgliedsstaaten, von denen die Hälfte auch G20-Mitglieder sind. Die Datensätze zu den Migrationsbeständen und den Zuzügen wurden im Zeitraum von 2000 bis 2020 erhoben.
Im Zuge des Datensatzes der UN DESA zu internationalen Wanderbewegungen aus dem Jahr 2015 wurden die diesbezüglich aktuellsten Daten aus 45 Herkunftsländern, darunter diverse G20-Staaten, zusammengetragen.
Auch Eurostat verfügt über Statistiken zu Wanderungen. Da das Datenmaterial alle EU-Staaten umfasst, werden darin auch die Hälfte aller G20-Staaten berücksichtigt. Die Daten wurden auf Jahresbasis im Zeitraum von 2005 bis 2018 zusammengetragen.
Datensätze zu einzelnen Regionen beinhalten auch Angaben zu Migrationsbeständen und weiteren wesentlichen Informationen zu den G20-Staaten. In Lateinamerika ist zum Beispiel das Continuous Reporting System on International Migration in the Americas (SICREMI) der OAS für das Erheben von Migrationsdaten aus verschiedenen Quellen – darunter Volkszählungen, Umfragen und Behördendaten – verantwortlich. Auch die Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (ECLAC) beobachtet im Rahmen ihrer Datenbank International Migration in Latin America (IMILA) Migrationsbestände und erfasst weitere Migrationsdaten.
Nähere Informationen zu diesen Datensätzen erhalten Sie auf den Themenseiten zu Migrationsbeständen und Wanderungsbewegungen.
2. Arbeitsmigranten: ILO, UNSD, OECD und Eurostat
Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) unterhält die Datenbank ILOSTAT. Diese umfasst verschiedene Datensätze zu wichtigen Arbeitsmarktindikatoren, darunter Arbeitsmigration. Das Datenmaterial zur Arbeitsmigration deckt mehr als 200 Länder, darunter alle G20-Staaten, sowie den Zeitraum von 2004 bis 2016 ab. Es ist in drei Themen gegliedert: Bestände an internationalen Migrantinnen und Migranten, Staatsangehörige im Ausland und internationale Wanderungsbewegungen. Ferner veröffentlicht die ILO für etwa 200 Länder und Gebiete, darunter die meisten G20-Staaten, Arbeitskräfteerhebungen (LFS). Die Statistikabteilung der Vereinten Nationen (UNSD) erfasst, erstellt und veröffentlicht offizielle Statistiken zur demografischen und gesellschaftlichen Entwicklung, einschließlich zum Thema Beschäftigung.
Die Datenbanken über Einwanderer in OECD-Ländern (DIOC) und Nicht-OECD-Ländern (DIOC-E) enthalten Daten zur Arbeitsmigration in allen G20-Staaten, da in der Migrationsstatistik Angaben zu mehr als 100 Herkunftsländern und mehr als 200 Zielländern enthalten sind. Die Datensätze beruhen auf Volkszählungen und umfassen Angaben zu dem Status auf dem Arbeitsmarkt, beruflichen Tätigkeiten und Branchen. Sie umfassen die Zeiträume 2000-2001, 2005-2006, 2010-2011 sowie 2015-2016.
Die Eurostat-Datenbank enthält für mindestens die Hälfte aller G20-Staaten Informationen zur Arbeitsmigration und bietet umfassende, standardisierte Daten zur Erwerbsbevölkerung in den EU-Mitgliedsstaaten und in fünf weiteren europäischen Ländern. So werden in einem Datensatz (migr_emp) Informationen zur Bevölkerung nach Geschlecht, Alter, Staatsbürgerschaft, Geburtsland und Status auf dem Arbeitsmarkt aufgeschlüsselt.
Ferner bestehen Datensätze mit regionalem oder nationalem Fokus. Nähere Informationen erhalten Sie auf der Themenseite Arbeitsmigration.
3. Grenzüberschreitende Grenztransfers und Transfergebühren: die Weltbank
Auf Jahresbasis veröffentlicht die Weltbank Datensätze zu internationalen Geldbewegungen sowie eine Matrix zu bilateralen Geldtransfers. Diese Datensätze umfassen mehr als 200 Länder und Gebiete, darunter alle G20-Staaten, und beruhen auf der Zahlungsbilanzstatistik des Internationalen Währungsfonds sowie auf Daten der Zentralbanken, nationalen Stastikämter und Landesvertretungen der Weltbank.
Darüber hinaus veröffentlicht die Weltbank die Datenbank Remittance Prices Worldwide (RPW), in deren Rahmen die Gebühren für den grenzüberschreitenden Geldtransfer und den Erhalt von kleinen Beträgen erfasst werden. Dies erfolgt anhand von 365 Länderkorridoren weltweit. Dabei berücksichtigt werden 48 Länder auf Sender- sowie 105 Länder auf Empfängerseite, darunter alle G20-Staaten.
Der Themenseite Grenzüberschreitende Geldtransfers können Sie diesbezügliche Publikationen und Statistiken für die meisten bzw. alle G20-Staaten entnehmen.
4. Integration: OECD, Eurostat und IOM
Da die Datenbanken über Einwanderer in OECD-Ländern (DIOC) und Nicht-OECD-Ländern (DIOC-E) auch Angaben zu dem Status auf dem Arbeitsmarkt, beruflichen Tätigkeiten und Qualifikationen enthalten, dienen diese auch als Datenquelle zur Integration von Migrantinnen und Migranten.
Im Rahmen wesentlicher Berichte stellen die OECD, Eurostat und die IOM Statistiken zur Integration in den meisten G20-Staaten zur Verfügung:
- Indicators of Immigrant Integration 2018 - Das Statistikamt der EU-Kommission Eurostat und die OECD haben Daten zu wesentlichen Integrationsindikatoren in den EU- und OECD-Staaten analysiert. Im Zentrum dabei standen Geschlecht, junge Migranten und Migrantinnen sowie die Angehörige von Drittstaaten.
- Indikatoren zur Integration von Immigranten: Eurostat erhob Daten in den Bereichen Beschäftigung, Bildung, soziale Eingliederung und aktive Bürgerschaft mit dem Ziel, die Integration in den EU-Staaten zu vergleichen.
- Der IOM-Weltmigrationsbericht 2013 zieht Daten der Gallup World Poll zum Wohlergehen von Migrantinnen und Migranten in mehr als 150 Ländern heran und liefert Informationen zur Integration von Migrantinnen und Migranten in einkommensschwachen Ländern – einem bislang selten untersuchten Gebiet.
- Der Migration Integration Policy Index (MIPEX), der sowohl EU-Mitgliedsstaaten als auch weitere G20-Staaten umfasst, misst die Integrationspolitik in mehr als der Hälfte der G20-Staaten.
5. Zwangsmigration und -vertreibung: UNHCR, IDMC und UNICEF
Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) führt eine Statistikdatenbank zu im Zeitraum von 1951 bis 2019 zwangsvertriebenen Personen. Darin enthalten sind circa 200 Länder und Gebiete, darunter alle G20-Staaten.
Das Internal Displacement Monitoring Centre (IDMC) sammelt und veröffentlicht im Zuge seiner Global Internal Displacement Database (GIDD) Daten zur weltweiten Binnenvertreibung aufgrund von Konflikt, Gewalt und Naturkatastrophen. Die Daten umfassen circa 200 Länder und Gebiete, darunter alle G20-Staaten, sofern das Datenmaterial sachdienlich und verfügbar ist. Die Daten zur Binnenvertreibung aufgrund von Konflikt und Gewalt decken den Zeitraum von 2003 bis 2019 ab; die Daten zu plötzlich auftretenden Naturkatastrophen decken den Zeitraum von 2008 bis 2019 ab.
Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) stellt im Rahmen der UNICEF Global Databases Datensätze zu jungen Migranten und Migrantinnen zur Verfügung. Das Datenmaterial ist nach Land und Region gegliedert. Diese Datensätze umfassen circa 200 Länder und Gebiete, darunter alle G20-Staaten.
Weitere Datenquellen, jedoch selten im Zusammenhang mit den G20-Staaten, sind auf der Themenseite Zwangsmigration und -vertreibung zu finden.
6. Internationale Studierende: UNESCO und OECD
Das UNESCO-Institut für Statistik (UIS) bietet diesbezüglich sowohl umfassende als auch aktuelle Datensätze. Die UNESCO-Datensätze zu internationalen Studierenden decken circa 240 Länder, darunter alle G20-Staaten, im Zeitraum von 1999 bis 2019 ab.
Die OECD veröffentlicht die Reihe Bildung auf einen Blick. Darin enthalten sind Angaben zu internationalen Studierenden für einige, aber nicht für sämtliche G20-Staaten. Das Datenmaterial bezieht sich auf die Jahre 2013 bis 2018, jedoch sind auch Daten vor diesem Zeitraum verfügbar.
Weiterführende Informationen zu ausgewählten G20-Staaten finden Sie auf der Themenseite Internationale Studierende.
7. Gallup: Öffentliche Meinung zum Thema Migration
Die World Values Survey (WVS) ist eine national repräsentative, in mehr als 100 Ländern durchgeführte Studie, darunter die Mehrheit der G20-Staaten. Unter anderem wird abgefragt, ob sich die Umfrageteilnehmenden Einwanderinnen und Einwanderer bzw. ausländische Arbeitnehmende in ihrer Nachbarschaft vorstellen könnten, und ob Arbeitgebern Stellen bei Knappheit prioritär an die einheimische Bevölkerung vergeben sollten. Die aktuelle WVS-6-Studie für den Zeitraum von 2010 bis 2014 ist hier verfügbar. Die WVS-7-Studie wird im Dezember 2019 abgeschlossen.
Die Gallup World Poll ist eine weltweit vergleichbare Umfrage, die jährlich in mehr als 160 Ländern, darunter alle G20-Staaten, durchgeführt und bei der die öffentliche Meinung zu diversen Themen, darunter Migration, erforscht wird. Die Umfrageergebnisse zum Thema Migration sind nicht öffentlich. Jedoch werden im IOM-Bericht How the World Views Migration unter anderem die Ergebnisse einer Umfrage in den G20-Staaten veröffentlicht, in deren Rahmen zwei Fragen zur Migration gestellt wurden: (1) Wie stehen Sie zur Höhe der Migration? (2) Wie sehen Sie den Wettbewerb der ausländischen und einheimischen Bevölkerung um Beschäftigungsmöglichkeiten? Gallup veröffentlicht zudem einen sogenannten Migrant Acceptance Index mit Informationen zur Akzeptanz von Migrantinnen und Migranten in 139 Ländern, einschließlich aller G20-Staaten.
Weitere Datenquellen – jedoch mit Schwerpunkt auf die EU und in geringerem Maße auf die G20-Staaten – sind verfügbar. Nähere Informationen finden Sie auf der Themenseite Öffentliche Meinung zum Thema Migration.
Back to topMethodische Stärken und Schwächen
Die bestehenden Datenquellen, welche die meisten bzw. alle G20-Staaten abdecken, zeigen, dass der Bereich Migration erhebliche Auswirkungen auf andere Politikbereiche hat. Jedoch haben die an dieser Stelle herangezogenen Quellen bestimmte Schwächen, die eine eingehendere Forschungsarbeit erschweren und auch auf Migrationsdaten im Allgemeinen zutreffen:
Datenmaterial aus verschiedenen Quellen: Eine umfassende Forschungsarbeit zur Migration in den G20-Staaten bedeutet, Informationen aus unterschiedlichen Datenbanken zu beziehen, diese zu harmonisieren und dabei verschiedene Datenquellen, Definitionen und/oder Methoden miteinander zu vereinbaren. Je nach Aspekt der Migration kann es sein, dass nur wenige Datenbanken Informationen zu allen G20-Staaten enthalten.
Unterschiedliche Konzepte, Definitionen und Methoden erschweren den Vergleich und die Gruppierung des Datenmaterials: Zum Beispiel gibt es im Rahmen statistischer Datenquellen wie Volkszählungen unterschiedliche Ansätze bei der Definition des Begriffs „Migrant“. In manchen Ländern ist das Geburtsland, in anderen die Nationalität ausschlaggebend.
Veraltetes Datenmaterial: Unter Umständen ist das Datenmaterial veraltet. Volkszählungen stellen eine im Zusammenhang mit Migration häufig verwendete Datenquelle dar. Diese werden jedoch nur selten (circa alle zehn Jahre) durchgeführt.
Das Datenmaterial kann nicht immer nach einzelnen Variablen (z.B. Geschlecht oder Aufenthaltsstatus) aufgeschlüsselt werden: Bestimmte Migrationsdaten zu den G20-Staaten, z.B. Migrationsbestände, können nach Geschlecht aufgeschlüsselt werden, je nach Datenmaterial ist dies jedoch nicht immer möglich.
Datenlücken, Dopplungen und unzuverlässiges Datenmaterial: Zum Beispiel sind Daten zu Schmuggel, Menschenhandel und irregulärer Migration oft unvollständig, da es sich um verborgene Aktivitäten handelt, die nur schwer zu erfassen sind. Bei Angaben zum Tod von Migrantinnen und Migranten besteht die Gefahr, dass verschiedene befragte Personen vom gleichen Todesfall berichten und somit Dopplungen im Datenmaterial entstehen.